Unser Jahresrückblick
Bei den gemütlichen 15 Grad draußen
kann man kaum glauben, dass das der Winter sein soll. Aber
tatsächlich ist es wieder soweit, Weihnachten steht vor der Tür und
das Jahr 2015 neigt sich dem Ende zu. Für die Lucie war dieses Jahr
voll spürbarer Dynamik, die einen Umbruch ankündigt: mit dem
Jahreswechsel wird auf dem Lucie-Flechtmann-Platz etwas ganz Neues
anfangen!
Doch um von Vorne zu beginnen: Januar
2015
Die Spatzen zwitschern es von den
Dächern: Die Lucie soll umgestaltet werden. Noch wurden wir nicht
offiziell informiert und ganz sicher sind wir uns nicht, doch
vorsichtshalber beraten wir uns während der Winterpause: Eine Lucie
ohne Pflastersteine! Unsere Forderung von Stunde eins könnte gehört
werden. Wie gehen wir damit um, was können wir als ehrenamtliche
Gruppe beisteuern, um den Traum eines „echten“ Gartens für alle
wahr werden zu lassen - wo liegen unsere Grenzen? Wir sind uns einig:
An den Finanzen sollte es nicht scheitern. Es gibt so viele
Millionäre und Millionärinnen in Bremen und noch viel mehr
engagierte BürgerInnen, denen eine zukunftsfähige, sozial gerechte
und ökologisch nachhaltige Stadtentwicklung am Herzen liegt.
Kritisch für eine Umgestaltung sind vielmehr die rechtlichen Fragen.
Und: Gibt es auch in der Etagen von Bürgerschaft und Senats den
Willen, unser Projekt zu unterstützen?
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Foto von Mette Asmussen |
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Foto von Mette Asmussen |
Um unserer Forderung nach einer
vielfältigen und selbstgemachten Lucie Nachdruck zu verleihen,
entschließen wir uns kurzer Hand, beim Samba Karneval die ganze
Stadt auf uns aufmerksam zu machen. „Mehr Zirkus auf Lucie!“ „Die
Stadt ist unser Garten!“ und „Bremen – essbare Stadt“
postulieren wir jonglierend und Hula Hoop tanzend als Löwenzahn,
Apfelbaum oder Tomate verkleidet im Februar.
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Foto von Lina Hansen |
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Foto von Lina Hansen |
Im März geht es schon kräftig zur
Sache. Bei einer Saatgut-Tauschbörse sind trotz furchtbarem Wetter
alle Bremer Gartenprojekte auf der Lucie zu Gast: Der geheime Garten,
der interkulturelle Garten Arbergen, der Selbsthilfe Garten, die
Gemüsewerft, die Gärtner* mit Hut, der Interkulturelle Garten Walle
– von außerhalb sind extra der Gemeinschaftsgarten Querbeet aus
Quellhorn und der Gärtnerhof Oldendorf angereist. Wir versorgen uns
gegenseitig mit einer so großen Saatgut-Vielfalt, sodass ein
erntereicher Sommer vorprogrammiert ist!
Bei einem Bau-Wochenende Ende März
werden wir von Serve the City tatkräftig unterstützt! Erstmalig
möchten wir auch die Baumscheiben mitnutzen, befreien Sie von Gras
und sähen Wildkräuter-Mischungen, die mit dem steinigen Untergrund
klarkommen sollten. Dank den zahlreichen HelferInnen schaffen wir
unglaublich viel: Es werden Beete umgestellt und erhöht, Erde
nachgefüllt, das Gewächshaus eingeräumt...
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Foto von Mette Asmussen |
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Foto von Mette Asmussen |
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Foto von Lina Hansen |
Das Gewächshaus? Im April wird es
endlich fertig gestellt und wir erfüllen uns einen weiteren kleinen
Traum: Zwischen den beiden Containern entsteht ein Gewächshaus mit
24 m² Grundfläche. Wie der restliche Platz auch, ist es offen und
für alle jederzeit zugänglich. Wer hinein geschaut hat, konnte
zahlreiche verschiedene Tomatensorten beim Wachsen beobachten,
außerdem Gurken, Auberginen, Paprika, Melone, viele Küchenkräuter...
Die Artenvielfalt der Saatgutbörse konnte hier aufgehen und so manch
überraschten Stadtmenschen beeindrucken: Zentral in Bremen,
öffentlich und unkompliziert wachsen die mediterranen
Lieblingsspeisen in Bioqualität – nur 100 m neben dem
Lebensmittel-Discounter.
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Foto von Andree Große |
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Foto von Eva Kirschenmann |
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Foto von Mette Asmussen |
Bei unserem Saisonstart Ende April
pflanzen wir eine Schadstoff-Hecke in alten Autoreifen als Begrenzung
zur Westerstraße. Nun geht die Gartensaison so richtig los.
Erstmalig gibt es eine Kindergruppe auf dem Platz, die sich alle 2
Wochen trifft und die Natur in der Stadt entdeckt: Es werden Erbsen,
Bohnen und Kartoffeln gepflanzt, Blumenmischungen gesät,
Ringelblumen-Salbe selbst gemacht, kleine Fantasiewesen als Wächter
in den Lieblingsbeeten versteckt. Das einwöchige
Sommerferienprogramm zum Abschluss wird von den Kindern eigenständig
verlängert: Die Sommer-Geburtstagskinder laden auf die Lucie. Beim
Flohmarkt mit Garten Café ist jeden letzten Sonntag im Monat ist
besonders viel los. Neben dem sonntäglichen gemeinsamen Gärtnern
gibt es auch Gieß-Treffen jeden Dienstag und Donnerstag. In jeder
Vollmondnacht treffen sich außerdem NachbarInnen zum Ulmentanz.
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Foto von Mette Asmussen |
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Foto von Mette Asmussen |
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Foto von Annelie Bolda |
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Foto von Annelie Bolda |
Bremen bei 38° Celsius,
die Lucie flimmert im Fiebertraum: Das Sommerfest. Eine
15m-Wasserrutschbahn, tiefgefrorene Fruchtspieße, tauchen in der
Regentonne. Schatteninseln, Rosmarin-Eistee, welche Blüte bist du?
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Foto von Sebastian Burger |
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Foto von Lena Dahlhaus |
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Foto von Lena Dahlhaus |
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Foto von Lena Dahlhaus |
Der Sommer auf der Lucie
wird intensiv: Dank einer Förderung können wir zahlreiche neue
Beete und Pflanzkästen aufstellen. Ein Lerngarten Lucie soll
entstehen. 150 bunte Kisten mit je einer Sorte bepflanzt und einem
Steckbrief versehen, der die Eigenschaften und Bedürfnisse des
jeweiligen Grünzeugs verrät. Soweit die Theorie. Doch die Lucie ist
inzwischen deutlich belebter als im Jahr davor, der ganze Stadtteil
verändert sich. Viel Müll bleibt liegen und neben dem Gärtnern
verbringen wir viel Zeit mit Aufräumen und Fegen. In unserem
Gewächshaus fühlen sich nicht nur die Pflanzen wohl, auch einige
Wohnungslose richten sich ein und wir führen lange Diskussionen über
Zigarettenkippen, Kronkorken und die Bedeutung unserer
Selbstdefinition „Garten für alle“. Und dieser wächst. Eine
Gruppe von Studenten baut zusammen mit einer Schulklasse
minderjähriger Geflüchteter ein Insektenhotel. Bei den
Kulturschwärmer Workshops kommen drei Schulklassen der Oberschule
Leibnitzplatz auf die Lucie und bereichern sie mit einer
Kräuterspirale. Ein internationaler Jugendworkshop im August hilft
dabei, die 150 Kisten endlich mit Erde zu füllen. Die weltweite
urban gardening Bewegung trifft sich im Kleinen, als Jugendliche aus
Malta, Syrien, Ghana, Frankreich, Kroatien und Deutschland gemeinsam
Erde schippen.
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Foto von Mette Asmussen |
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Foto von Eva Kirschenmann |
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Foto Armin Schmid |
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Foto von Eva Kirschenmann |
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Foto von Eva Kirschenmann |
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Foto von Mette Asmussen |
Parallel zu all dem beginnt im
Hintergrund der Prozess um die Lucie-Umgestaltung. Der Senator für
Bau, Umwelt und Verkehr, Name, hat ein Planungsbüro beauftragt,
einen Beteiligungsprozess in der Nachbarschaft durchzuführen. An
drei Workshop-Terminen im Mai, Juni und Oktober sind alle
NachbarInnen und Interessierte eingeladen, eigene Ideen für eine
Lucie der Zukunft einzubringen. In Abstimmung mit dem Planungsbüro
ergänzen wir Lucies diesen Prozess um eine Kinder- und
Jugendbeteiligung: In gesonderten Formaten kann nun auch die junge
Generation mitreden, wenn es um das Bremen von morgen geht. Am Ende
des Verfahrens stehen ein Entwurf für eine neue Lucie – und viele
offene Fragen! Wann geht es los? Wer übernimmt die Umsetzung? Wer
bezahlt das alles? Die Antworten finden wir hoffentlich früh im
neuen Jahr, denn der April ist als Starttermin für die Umsetzung
angepeilt.
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Foto von Anke Wiegand |
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Foto Steffie Kollmann |
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Foto von Steffi Kollmann |
Wir beschließen die ereignisreiche
Sommerzeit mit einem wunderschönen Draußen-Kino Abend am letzten
September Wochenende und unserem Erntefest am Sonntag darauf. An den
beiden spätsommerlichen Tagen genießen wir mal wieder diese
besondere Lucie-Atmosphäre,wenn all die Lucie-Gäste, ob geplant
oder zufällig, egal ob Freunde oder Fremde, Alte oder Junge, die
Stadt um sich herum für ein paar Stunden vergessen und auf der Lucie
ein neues städtisches Miteinander erleben.
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Foto von Mette Asmussen |
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Foto von Lina Hansen |
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Foto von Uta Bohls |
Beim letzten Flohmarkt im Oktober
beginnen wir schon, den Platz langsam winterfest zu machen. Das
Gewächshaus wird abgebaut.
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Foto von Andree Große |
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Foto von Andree Große |
Vor unserem Winterfest bekommen wir die
Nachricht, dass wir mit dem Deutschen Bürgerpreis der Sparkasse
Bremen ausgezeichnet werden! Das Winterfest selbst läuft besser als
geplant: Nach dem frischen Saisonstart, dem superheißen Sommerfest
und dem goldenen Erntefest begehen wir den Jahresabschluss
eisig-glühend mit Draußen-Sauna und Feuershow. Bis spät in den
Abend wird vor der Bühne auf dem Pflaster getanzt – vielleicht zum
letzten Mal (auf dem Pflaster)?
Zum Jahresende stehen wir ein paar Mal
beim benachbarten Wintermarkt „Lichter der Neustadt“ an der
Wilhelm-Kaisen-Brücke. Als Alternative zu den
Weihnachtsbaum-Monokulturen zaubern wir euch einen konsumkritischen
Schrottbaum aus Holzresten und Einweg-Bechern. Außerdem präsentieren
wir euch den handgetöpferten Lucie-Becher und den Lucie-Wandkalender
für das Jahr 2016 mit vielen Tipps für GartenanfängerInnen, die
euch durchs neue Jahr begleiten – wenn ihr wollt!
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Foto von Uta Bohls |
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Foto von Uta Bohls |
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Foto von Uta Bohls |
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Foto von Eva Kirschenmann |
2016: In nur wenigen Wochen ist es dann
soweit. Wir werden einen noch unbekannten Weg hin zu einer neuen
Lucie gehen. Kommt ihr mit?