Ironie pur: Vattenfall eröffnet einen Gemeinschaftsgarten für ein grüneres Berlin.
Ein Konzern, der mit Braunkohle und Atomkraftwerken Milliarden Gewinne auf Kosten von Natur und Gesellschaft eingefahren hat - und zur Zeit die BRD auf fünf Milliarden Euro Schadenersatz verklagt für „entgangene Gewinne" durch den Automausstieg.Wir distanzieren uns von diesem Greenwashing-Quatsch, denn wir gärtnern nicht aus den gleichen Gründen wie Vattenfall. Es geht um mehr als ein paar Grünflächen!
Wir sind kein hipper Trend, dem die Stromquelle egal ist, sondern ein ernsthafter und dringend notwendiger Versuch, die Stadt von morgen zukunftsfähig und lebenswert zu gestalten. Deswegen haben wir das Urban Gardening Manifest unterzeichnet.
Wenn Vattenfall den Versuch ernst meint, als "grünes" Energie-Unternehmen aufzutreten, soll es doch zuerst seine Klage zurück ziehen.
Hier ein Statement von Berliner Gemeinschaftsgärtner/innen:
Vattenfall eröffnete am 1. April seinen „Gemeinschaftsgarten" in Berlin – Gartenaktivist*innen protestierten gegen den Greenwashing-Garten
Leider war es kein Aprilscherz: am 1. April 2017 eröffnete Vattenfall feierlich einen Gemeinschaftsgarten vor dem Heizkraftwerk in der Köpenicker Straße. Es herrscht aufgezwungen heitere Aufbruchstimmung. Zahlreiche Vattenfall-Mitarbeiter*innen räumen auf und legen Beete an. „Pflanz was!", dazu riefen bereits im letzten Sommer tausende Plakate von Vattenfall auf. Daran scheint zunächst nichts auszusetzen, engagieren sich doch viele Menschen für eine grünere Stadt. Allein in Berlin existieren 120 urbane Gärten: Gemeinschaftsgärten, Nachbarschaftsgärten, Selbsterntegärten, interkulturelle Gärten, Gartenarbeitsschulen.
Diese Gemeinschaftsgärten sind gut für die biologische Vielfalt, das Mikroklima, das Überleben der Bienen und auch für das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlicher Herkunft. Ihre positiven Werte haben sich inzwischen weit rumgesprochen. Leider versuchen Marketingabteilungen unterschiedlichster Konzerne inzwischen immer aggressiver, sich die Bilder und Sprache der Urban Gardening Bewegung anzueignen, um sich ein grünes Image zu geben; auch wenn ihre Produkte und Unternehmenspolitik im krassen Gegensatz zu den sozialen und ökologischen Werten stehen, wie sie in Gemeinschaftsgärten gelebt werden. Nicht selten stehen die Unternehmen, die sich ein grünes Image geben wollen, für Industrialisierung der Landwirtschaft, Wachstumswahn, Klimakatastrophen und ungebremsten Konsum. Die Liste dieser Aneignungsbestrebungen ist inzwischen so illuster wie lang: IKEA, BMW, Aldi ..., um nur die bekanntesten zu nennen. Gegen dieses sogenannte „Greenwashing" - das ökologische Aufhübschen des Unternehmensimages - sowie die „zunehmende Privatisierung und Kommerzialisierung des öffentlichen Raums" wendet sich auch das Urban Gardening Manifest, das von über 200 Initiativen in ganz Deutschland unterstützt wird.
Das schamlose Kopieren und Vereinnahmen der urbanen Gärten zu Werbezwecken wirkt zwar auf den ersten Blick ungewollt komisch, aber insbesondere auch die damit verbundenen teuren Kampagnen stellen eine Bedrohung für die urbane Gartenbewegung dar. Die politischen, sozialen und ökologischen Ziele, für die sich Menschen in den Gärten meist ehrenamtlich einsetzen, drohen in den Hintergrund gedrängt zu werden.
Berliner Gartenaktivist*innen setzten deshalb ein Zeichen gegen die peinliche Gartenaktion von Vattenfall. Eine Gruppe von etwa 20 Gartenaktivist*innen wollte das Bild der harmonischen Gartenarbeit nicht unkommentiert stehen lassen und hat Schilder wie „Ey Vattenfall, Grünkohle gibt es nicht!" in die für die Eröffnung bereitgestellten Kameras gehalten. Mit Schwämmen und Bürsten bewaffnet, wurde der Bürgersteig vor dem eingezäunten Garten „grün gewaschen". „Aber Vattenfall will doch dasselbe wie ihr: Urban Gardening", stellt eine Besucher*in erstaunt fest. Gelegenheit sich über die Unterschiede zu unterhalten und deutlich zu machen, dass das Engagement für soziale und ökologische Gerechtigkeit mit den Unternehmenspolitik Vattenfalls nichts zu tun hat.
Mit dem vermeintlichen „Nachbarschaftsgarten" soll gezielt davon abgelenkt werden, dass das Energieunternehmen zu den größten Umwelt-, Gesundheits- und Klimaschädigern in der Region gehört. Sein Geld hat es nicht zuletzt mit der Verfeuerung von Braunkohle aus der Lausitz verdient, bekanntlich einer der klimaschädlichsten Formen der Energiegewinnung überhaupt. Dagegen hat im letzten Jahr die Kampagne „Ende Gelände" einen breiten Protest mobilisiert. Nachdem Vattenfall nun sein schmutziges Braunkohlegeschäft an ein als „Energieheuschrecke" verrufenes Unternehmen weiterverkauft hat, will Vattenfall nun offensichtlich sein Image mit urbanen Gärten aufputzen. Während Vattenfall sich klammheimlich von seinen Altlasten befreit und von dem Neueigentümer kein Einsatz für Klimagerechtigkeit, Umwelt- und Gesundheitsschutz sowie das Reparieren der Schäden in der Region zu erwarten ist, wird jetzt billige Symbolpolitik betrieben statt, echte Verantwortung zu übernehmen. Wer über Jahrzehnte Millionen mit dem ungebremsten Verfeuern fossiler Energieträger verdient hat und dies auf Kosten des Klimas, der Umwelt und zukünftiger Generationen, der kann sich nicht einfach mit ein paar symbolischen Gärten von dieser Verantwortung reinwaschen.
Gemeinschaftsaktion der Berliner Gemeinschaftsgartenbewegung 13.04.2017
Weiterführende Links:
Urban Gardening Manifest:
http://urbangardeningmanifest.
Netzwerkseiten von urbanen Gärten
https://anstiftung.de/
https://gruenanteil.net/
http://stadtacker.net/
Vattenfall-Garten, Selbstdarstellung:
http://pflanz-was.vattenfall.
https://www.youtube.com/watch?
Urbane Gärten leisten Widerstand gegen Vereinnahmung
http://www.
http://www.allmende-kontor.de/
Ende Gelände
https://www.ende-gelaende.org/