Vor dem ersten Workshop zur Neugestaltung gab es einen gemeinsamen Rundgang der Teilnehmer über den Lucie-Flechtmann-Platz. Besonders viele Stadtgärtner vom Verein „Kulturpflanzen“ waren gekommen, um sicherzustellen, dass sie den Platz weiter beackern dürfen.(Roland Scheitz)
Der Vorschlag eines externen Gutachters, auf einem Teilstück Wohnhäuser zu bauen, ist in der Neustadt auf heftigen Widerstand bei Anwohnern und Stadtteilpolitikern gestoßen und nun zunächst vom Tisch. „Wir sind von der Teilbebauung wieder abgerückt, weil wir dem Wunsch des Beirates entsprochen haben, den Platz als Ausgleichsfläche zu erhalten“, erklärt Rainer Imholze aus der Baubehörde. Denn schließlich sei der Platz ein Ersatz für die ehemalige Freifläche Grünenkamp gewesen, die von der Brauerei Beck’s in Beschlag genommen wurde.
Im Bremer Innenstadtkonzept ist zum Lucie-Flechtmann-Platz zu lesen: „Ausgangspunkt für die Aufwertung der Alten Neustadt als attraktives innerstädtisches Wohn- und Arbeitsquartier bildet die städtebauliche Neuordnung des Lucie-Flechtmann-Platzes und seines Umfelds.“ Dazu, so heißt es weiter, zähle besonders die Stärkung seiner Funktion als lebendige Quartiersmitte. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Bausenator mit Planungsmitteln aus dem Innenstadtkonzept nun ein dreiteiliges Moderationsverfahren eingeleitet, das am Freitag im Café Karton seinen Auftakt hatte.
„Anlass zu diesen Workshops ist die Überlegung in der Behörde gewesen, das, was heute bereits auf dem Platz stattfindet, gemeinsam mit den Anwohnern und weiteren Beteiligten zu einem nachhaltigen Konzept weiterzuentwickeln“ , erläutert Christoph Theiling vom Planungsbüro protze+theiling, welches die Moderation übernommen hat. Das erste Treffen diente dazu, zunächst einmal Ideen und Wünsche zu sammeln, was auch langfristig auf dem Platz passieren soll. „Als Schwerpunkte habe ich die Themen Kinderspiel, Gärtnern, sich treffen, Kochen und sich aufhalten herausgehört“, berichtet Theiling.
Ein Ort der Kommunikation
Konfrontationen im Sinne von unvereinbaren Vorstellungen von dem, was auf dem Platz passieren soll, habe es dagegen keine gegeben. „Im Gegenteil: Es war der gemeinsame Wunsch von Beiratsmitgliedern, Vertretern der Stadtgärtner, des Ortsamtes und vom Stadtteilmanagement, dass der Platz als Ort der Kommunikation offen für alle und damit variabel nutzbar sein soll.“ Also nicht der Platz als Insel, sondern als Mittelpunkt eines Quartiers und auf die Bedürfnisse des Umfelds ausgerichtet.
Die Hochschule Bremen hat bereits Interesse signalisiert, den Platz mit zu nutzen und auch gestalten zu wollen. Neben der Idee eines Freiluft-Hörsaals ist nun aus der „School of Architecture“ noch ein weiterer Vorschlag gekommen: „Wir können uns vorstellen, auf dem Platz gemeinsam mit unseren Studenten einen Veranstaltungs-Pavillon aus Stampflehm zu bauen“, sagt Gehadeldin Adam. Der Architekt stellt in Aussicht, gemeinsam mit Professor Martin Speth auch Sitzbänke oder andere Möbel für den Platz aus Lehm herstellen zu können.
Bevor es bei einem nächsten Treffen aber um das konkrete Aussehen des Platzes gehen soll, müssen erst viele Fragen geklärt werden. Wie kann an dieser Stelle Regenwasser gespeichert werden? Ist der Boden eventuell belastet und muss vor der Anlage einer Spielfläche erst entgiftet werden? Dies und vieles weitere gilt es zu klären.
Die Stadtgärtner vom Verein „Kulturpflanzen“ wünschen sich nichts sehnlicher, als dass endlich die Pflastersteine weichen und damit der Weg frei wird für richtige Beete und eine dauerhafte Gartengestaltung auf dem Platz. „Die Lucie, wie sie heute mit unseren improvisierten Hochbeeten aussieht, zeigt genau das, was uns ehrenamtlich ohne dauerhafte Nutzungserlaubnis auf dem betonierten Platz möglich war und nicht das, was wir unbedingt in jedem Punkt schön finden“, betont Eva Kirschenmann. Der teilweise geäußerte Eindruck, das Urban-Gardening-Projekt richte sich ausschließlich an die alternative Szene, sei indes falsch. „Da gärtnern ganz normale Leute von Familien mit kleinen Kindern bis hin zu Berufstätigen aus der Nachbarschaft.“ Diese Offenheit für jeden, der sich beteiligen wolle, sei auch in Zukunft gegeben. Damit auch noch weitere Nutzer zu Wort kommen, will der Verein auf eigene Faust noch eine Beteiligungsrunde für Kinder und eine weitere für Jugendliche finanzieren.
Eine ansprechende Gestaltung, die auch bei der Allgemeinheit auf Zustimmung stößt, scheint auch ein wichtiges Anliegen der Baubehörde zu sein. „Am Schluss sollen sich möglichst viele Menschen angesprochen und keiner abgeschreckt fühlen“, formuliert es der zuständige Stadtplaner Christian Schilling. Bis die Umgestaltung im Jahr 2016 beginnen kann, finden noch zwei weitere Workshops statt. Während der kommende im Juli sich mit dem Aussehen des Platzes beschäftigt geht es im abschließenden Treffen im Oktober darum, wie die Umsetzung funktionieren kann.